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Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS)

Bild-Nervensystem

Was ist GBS?

Das Guillain-Barré-Syndrom, kurz GBS, ist eine seltene Erkrankung des peripheren Nervensystems (Polyneuropathie), bei der das körpereigene Immunsystem Nervenzellen schädigt. GBS ist in der Regel gut behandelbar, die Mehrheit der Patient:innen erholt sich vollständig, auch wenn der Heilungsprozess länger dauern kann. Man geht davon aus, dass die Ursache des GBS eine Autoimmunreaktion ist, die nach Infektionen, Operationen oder Impfungen auftreten kann.

GBS-Symptome beginnen meist mit einer rasch fortschreitenden und beidseitigen (symmetrischen) Schwäche in Armen und Beinen, wobei die Schwäche in Beinen beginnen kann und innerhalb weniger Tage die Arme betrifft oder bei regionalen GBS-Varianten an anderen Stellen vorkommen kann. Tiefe Muskeleigenreflexe sind vermindert oder fehlen ganz. Eine fortschreitende Verschlechterung der Symptome erreicht innerhalb von 4 Wochen ihren Höhepunkt, sonst muss ggf. an eine andere Erkrankung des peripheren Nervensystems wie die chronische inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP) gedacht werden.

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Wer ist von GBS betroffen?

Männer sind etwa 1,5-mal häufiger vom GBS betroffen als Frauen.

Illustration-Häufigkeit

Wie häufig tritt GBS auf?

GBS zählt zu den seltenen Erkrankungen mit etwa 1,8 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner (Jahresinzidenz).

Illustration-Auftrittsalter

In welchem Alter tritt GBS auf?

GBS kommt in allen Altersgruppen vor, bei Erwachsenen aber deutlich häufiger als bei Kindern und Jugendlichen.

Symptome beim Guillain-Barré-Syndrom (GBS)

GBS-Symptome kurzgefasst

  • Akute, schlaffe Lähmungen, die meist in Händen und Füßen zuerst auftreten und sich zur Körpermitte hin ausbreiten. Symptome treten beim GBS symmetrisch auf.
  • Muskeleigenreflexe sind vermindert oder fehlen ganz.
  • Eine fortschreitende Verschlechterung der Symptome erreicht innerhalb von 4 Wochen ihren Höhepunkt, bevor es über Monate zu Symptombesserungen kommt.
  • Zusätzlich können Gefühlsstörungen und Schmerzen auftreten.
  • In einigen Fällen sind auch die Hirnnerven und das autonome Nervensystem betroffen, so dass es zu Schluckbeschwerden und Atemnot kommen kann.

Nicht alle Betroffenen erleben die Symptome im gleichen Ausmaß. GBS kann verschiedene Erscheinungsformen haben.

Mehr zu den GBS-Symptomen

Ursachen beim Guillain-Barré-Syndrom (GBS)

GBS ist eine immunvermittelte Erkrankung, bei der das körpereigene Immunsystem das periphere Nervensystem angreift (Autoimmunreaktion). Dabei kommt es zu Schädigungen der Myelinschicht (Myelinscheide) und in manchen Fällen auch der Nervenzellfortsätze (Axone). Die Myelinscheide ist eine Schicht, die die Nervenzellfortsätze umschließt und die Nervenleitgeschwindigkeit erhöht. Ist die Myelinscheide geschädigt, können Reize nicht mehr richtig weitergeleitet werden und es kommt zu motorischen und sensorischen Beeinträchtigungen.

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Gesunde Nervenzelle

Intakte Myelinscheide und intaktes Axon > intakte Reizweiterleitung > schnelle und fehlerlose Informationsübertragung

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Geschädigte Nervenzelle

Schädigung an der Myelinscheide und ggf. Axon > gestörte Reizweiterleitung > langsame Informationsübertragung

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Was ist der Auslöser für GBS?

GBS wird durch eine fehlerhafte Reaktion des Immunsystems ausgelöst. Normalerweise schützt uns das Immunsystem vor Krankheiten, indem es Krankheitserreger wie Viren oder Bakterien erkennt und bekämpft. Beim GBS greift das Immunsystem jedoch versehentlich die eigenen Nervenzellen des Körpers an. Dies geschieht, weil Teile der Nervenzellen fälschlicherweise als fremde Erreger erkannt und bekämpft werden. Man nennt dies eine "Kreuzreaktion". Eine solche fehlerhafte Reaktion kann beim GBS nach einer Infektion mit bestimmten Vieren oder Bakterien auftreten. In seltenen Fällen kann GBS auch nach einer Impfung oder einer Operation auftreten.

Mehr zu den GBS-Ursachen

Illustration-Peripheres-Nervensystem

Was ist das periphere Nervensystem?

Mit dem Begriff „peripheres Nervensystem“ bezeichnet man alles, was zum Nervensystem gehört, mit Ausnahme des Gehirns und des Rückenmarks (diese gehören zum zentralen Nervensystem). Das periphere Nervensystem liegt also außerhalb des Schädels und des Bereichs der Wirbelsäule.

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Diagnose beim Guillain-Barré-Syndrom (GBS)

GBS ist eine akute Erkrankung des peripheren Nervensystems. Die Symptome treten in kürzester Zeit auf und verstärken sich schnell. Die typischen GBS-Symptome wie Muskelschwäche und Lähmungen können aber auch durch andere Erkrankungen ausgelöst werden, daher ist eine sorgfältige Untersuchung notwendig.

Die GBS-Diagnose basiert auf einer körperlichen Untersuchung durch die Ärztin oder den Arzt:

  • Fortschreitende Muskelschwäche betrifft Arme und Beine (bei regionalen GBS-Varianten, können auch weitere Regionen betroffen sein)
  • Fortlaufende Symptomverschlechterung innerhalb der ersten 4 Wochen nach Beginn der ersten Symptome
  • Muskeleigenreflexe sind vermindert oder fehlen

Zusätzlich können verschiedene Tests durchgeführt werden, um die GBS-Diagnose zu sichern:

  • Elektrophysiologische Untersuchungen: Beurteilung der Muskel- und Nervenfunktion mithilfe von jeweils Elektromyographie und Elektroneurographie
  • Laboruntersuchungen des Blutes und der Hirnflüssigkeit: u.a. Untersuchung von Autoantikörpern und erhöhtem Eiweiß im Nervenwasser (Liquor)
  • Weitere Untersuchungen, falls sonst keine eindeutige GBS-Diagnose möglich ist

Eine Abgrenzung gegenüber anderer Polyneuropathien ist wichtig für die Wahl einer effektiven GBS-Therapie.

Mehr zur Diagnose von GBS

Mehr zur Abgrenzung gegenüber anderer Polyneuropathien

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Behandlung beim Guillain-Barré-Syndrom (GBS)

Das GBS ist eine Akuterkrankung, die in der Regel als medizinischer Notfall und stationär im Krankenhaus behandelt werden muss. In den meisten Fällen gibt es aber eine gute Behandlungsprognose. Je schneller die Therapie eingeleitet wird, umso höher sind die Chancen auf eine schnelle Regeneration. In der Regel kommen intravenös verabreichte Immunglobuline (IVIG) oder eine Plasmapherese zum Einsatz. Zusätzlich können unterstützende Maßnahmen wie eine vorübergehende künstliche Beatmung notwendig sein.

Mehr zur GBS-Behandlung

C-APROM/DE/IG/0058