Diagnose des Guillain-Barré-Syndroms (GBS)
Die Diagnose des Guillain-Barré-Syndroms (GBS) basiert hauptsächlich auf klinischen Befunden und weiteren Untersuchungen mithilfe Elektrophysiologie und Labor. GBS ist charakterisiert durch eine fortschreitende Muskelschwäche in Armen und Beinen und verminderten oder sogar fehlenden Muskeleigenreflexen. Eine Verschlechterung der Symptome sollte nicht länger als 4 Wochen nach Symptombeginn andauern. Gleichzeitig müssen andere Ursachen und Erkrankungen für die Symptome ausgeschlossen werden (Differentialdiagnose).
Elektrodiagnostische Kriterien
Wenn aufgrund der klinischen Symptome der Verdacht eines GBS besteht, sollte die Diagnose elektrophysiologisch abgesichert werden. Dazu gehören Elektroneurographie und Elektromyographie, die die funktionellen Schäden an den Nerven nachweisen.
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Elektroneurographie
Die Elektroneurographie (ENG) wird zur Messung der Nervenleitgeschwindigkeit bei motorischen und sensorische Nerven genutzt und gibt somit Auskunft über mögliche Schädigungen an der Myelinscheide (Demyelinisierung) und Nervenfortsätze. Bei einer Demyelinisierung ist u.a. die Nervenleitgeschwindigkeit verlangsamt, es zeigen sich Leitungsblöcke und eine Zunahme der distalen motorischen Latenz (DML) ist erkennbar. Die Elektrodiagnostik wird in der Frühdiagnose von GBS empfohlen und kann bei der Differentialdiagnose hilfreich sein. Allerdings schließen normale elektrodiagnostische Befunde in der ersten Woche der Diagnose ein GBS nicht aus und eine weitere Untersuchung zu einem späteren Zeitpunkt kann hilfreich sein, da Auffälligkeiten sich erst über mehrere Wochen entwickeln.
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Elektromyographie
Die Elektromyographie (EMG) untersucht die Funktionsfähigkeit einzelner Muskeln und dient vor allem der Differentialdiagnose gegenüber Muskelerkrankungen, bei denen vor allem Muskelschäden und nicht Nervenschäden vorliegen.
Labordiagnostik
Blutuntersuchungen sind nicht routinemäßig notwendig, können aber mitunter hilfreich sein, um Autoantikörper im Blut nachzuweisen. Untersuchungen der Hirnflüssigkeit (Liquor) können helfen, wenn klinische Symptome und Elektrodiagnostik keine klare Diagnose für das GBS erlauben.
Differentialdiagnose: Ausschluss anderer Polyneuropathien
Für die sichere Diagnose eines GBS, müssen andere Polyneuropathien anhand der Symptome und Befunde ausgeschlossen werden. Ohne korrekte Diagnose lässt sich keine wirksame Therapie auswählen.
Andere Ursachen oder Erkrankungen, die mit GBS-ähnlichen Symptomen einhergehen können und ausgeschlossen werden müssen:
- Chronische entzündliche demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP)
- Myasthenia gravis
- Vaskulitis
- Infektionen (z.B. Diphtherie, HIV, Borreliose)
- Stoffwechsel- oder Elektrolytstörungen (z.B. Hypoglykämie, Hypothyreose, Porphyrie oder Kupfermangel)
- Vitaminmangel (z.B. Vitamin B1, Vitamin B12)
- Entzündung oder Infektion des Hirnstamms oder Rückenmarks (z.B. akute transversale Myelitis, Neuromyelitis optica oder Anti-MOG-assoziierte Störung, Sarkoidose, Sjögren)
- Toxine (z.B. Lachgas, Drogen, Alkohol, Vitamin B6, Blei, Thallium, Arsen, Organophosphate, Glykol, Methanol, N-Hexan, Klebstoff)
Symptome
Verteilung /
Beteiligung
Symptom-
verschlechterung
Beginn
Auftreten
Chronische inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP)
- Motorisch und sensorisch
- Symmetrisch
- Arme und Beine
- Mind. 8 Wochen
- Akuter oder schleichender Beginn
- Auslöser unklar
Guillain-Barré-Syndrom (GBS)
- Motorisch und sensorisch
- Schluckbeschwerden und Ateminsuffizienz
- Symmetrisch
- Arme und Beine
- regionale Körperregionen autonomes Nervensystem
Ca. 4 Wochen
Akuter Beginn
Oft nach Infektionen oder Operationen
Multifokale motorische Neuropathie (MMN)
Rein motorisch
- Asymmetrisch
- Hände und Füße
Langsam fortschreitend
Schleichender Beginn
Auslöser unklar
Mehr Informationen zu CIDP finden Sie hier:
Mehr Informationen zu MMN finden Sie hier:
C-APROM/DE/IG/0058