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GBS-Diagnose

Diagnose des Guillain-Barré-Syndroms (GBS)

Die Diagnose des Guillain-Barré-Syndroms (GBS) basiert hauptsächlich auf klinischen Befunden und weiteren Untersuchungen mithilfe Elektrophysiologie und Labor. GBS ist charakterisiert durch eine fortschreitende Muskelschwäche in Armen und Beinen und verminderten oder sogar fehlenden Muskeleigenreflexen. Eine Verschlechterung der Symptome sollte nicht länger als 4 Wochen nach Symptombeginn andauern. Gleichzeitig müssen andere Ursachen und Erkrankungen für die Symptome ausgeschlossen werden (Differentialdiagnose).

  • Icon-Brett

    Klinische Kriterien

    Für eine GBS-Diagnose müssen folgende Kriterien erfüllt sein:

    • Fortschreitende Muskelschwäche in Armen und Beinen
    • Muskeleigenreflexe vermindert oder fehlen
    • Symptomverschlechterung nicht über 4 Wochen

    Zusätzlich können folgende klinische Kriterien sowie Elektrodiagnostik und Laborbefunde für die Diagnose des GBS hilfreich sein:

    • Die Lähmungen (Paresen) sind weitgehend beidseitig (symmetrisch)
    • Sensorische Symptome sind mild oder nicht beteiligt
    • Beeinträchtigung der Hirnnerven
    • Autonome Dysregulation (ein plötzlicher und sehr starker Blutdruckanstieg)
    • Proteine (Eiweiße) in der Hirnflüssigkeit (Liquor) bei normaler Zellanzahl
    • Elektrophysiologischer Nachweis einer Demyelinisierung (verminderte Nervenleitgeschwindigkeit)
    • kein Fieber zu Beginn

Elektrodiagnostische Kriterien

Wenn aufgrund der klinischen Symptome der Verdacht eines GBS besteht, sollte die Diagnose elektrophysiologisch abgesichert werden. Dazu gehören Elektroneurographie und Elektromyographie, die die funktionellen Schäden an den Nerven nachweisen.

  • Icon-Nerv

    Elektroneurographie

    Die Elektroneurographie (ENG) wird zur Messung der Nervenleitgeschwindigkeit bei motorischen und sensorische Nerven genutzt und gibt somit Auskunft über mögliche Schädigungen an der Myelinscheide (Demyelinisierung) und Nervenfortsätze. Bei einer Demyelinisierung ist u.a. die Nervenleitgeschwindigkeit verlangsamt, es zeigen sich Leitungsblöcke und eine Zunahme der distalen motorischen Latenz (DML) ist erkennbar. Die Elektrodiagnostik wird in der Frühdiagnose von GBS empfohlen und kann bei der Differentialdiagnose hilfreich sein. Allerdings schließen normale elektrodiagnostische Befunde in der ersten Woche der Diagnose ein GBS nicht aus und eine weitere Untersuchung zu einem späteren Zeitpunkt kann hilfreich sein, da Auffälligkeiten sich erst über mehrere Wochen entwickeln.

  • Elektromyographie

    Elektromyographie

    Die Elektromyographie (EMG) untersucht die Funktionsfähigkeit einzelner Muskeln und dient vor allem der Differentialdiagnose gegenüber Muskelerkrankungen, bei denen vor allem Muskelschäden und nicht Nervenschäden vorliegen.

Labordiagnostik

Blutuntersuchungen sind nicht routinemäßig notwendig, können aber mitunter hilfreich sein, um Autoantikörper im Blut nachzuweisen. Untersuchungen der Hirnflüssigkeit (Liquor) können helfen, wenn klinische Symptome und Elektrodiagnostik keine klare Diagnose für das GBS erlauben.

  • Icon-Microskop

    Liquoruntersuchung

    Zur Sicherung der Diagnose eines GBS oder wenn eine alternative Diagnose ausgeschlossen werden muss, kann eine Analyse der Hirnflüssigkeit (Liquor) hilfreich sein. Für ein GBS sprechen eine erhöhte Eiweißkonzentration bei einer normalen bis leicht erhöhten Zellzahl im Liquor. 

  • Icon-Blutwerte

    Blutwerte

    Laboruntersuchungen des Blutes werden in der GBS-Diagnose nicht routinemäßig eingesetzt, da bei einer gesicherten Diagnose eines GBS keine Konsequenzen für den Einsatz der Therapie erfolgt. Die Untersuchung auf Autoantikörper (Ganglioside, GQ1b) kann bei unklarer Diagnose oder zur Sicherstellung des MFS hilfreich sein.

  • Icon-Bakterien

    Infektiologische Diagnostik

    GBS tritt häufig nach einer Infektion auf, weshalb mikrobiologische und serologische Untersuchungen in der Diagnose hilfreich sein können. So deutet der Nachweis des Durchfallerregers Campylobacter jejuni wahrscheinlich, wenngleich nicht ausschließlich, auf eine AMAN (GBS-Subtyp) hin.

    Serologische Untersuchung bei GBS-Patient:innen haben gezeigt, dass Infektionen mit Campylobacter jejuni, dem Cytomegalievirus und Mycomplasma pneumoniae (meist milde Entzündung der oberen Atemwege) häufiger bei GBS-Patienten sind. Bei Kindern lässt sich häufiger als bei Erwachsenen eine vorangegangene Infektion oder Impfung als potentieller Auslöser für GBS identifizieren.

  • Icon-MRT

    Bildgebende Verfahren

    Die Magnetresonanztomographie (MRT) und Sonographie (Ultraschall) werden zumeist eingesetzt um andere Erkrankungen des Nervensystems auszuschließen.

    Bei Bedarf können mit Hilfe der MRT und dem Ultraschall Veränderungen an den Nervenwurzeln sichtbar gemacht werden. Sie werden manchmal eingesetzt, wenn klinische Untersuchungen und Befunde der Elektrodiagnostik keine eindeutige GBS-Diagnose erlauben.

  • Icon-Skalpel

    Neurobiopsien

    Mit Biopsien lässt sich die Schädigung der Myelinscheiden der Nervenzellen direkt nachweisen. Allerdings sind sie aufwändig und für die Patient:innen sehr unangenehm. Sie sind selten notwendig und werden nur durchgeführt, wenn sich anhand der klinischen und elektrodiagnostischen Kriterien, bildgebenden Verfahren und Laboruntersuchungen keine eindeutige GBS-Diagnose stellen lässt. Bei der Nervenbiospie wird eine kleine Probe eines betroffenen Nervs entnommen und histologisch auf mögliche Schäden untersucht.

Differentialdiagnose: Ausschluss anderer Polyneuropathien

Für die sichere Diagnose eines GBS, müssen andere Polyneuropathien anhand der Symptome und Befunde ausgeschlossen werden. Ohne korrekte Diagnose lässt sich keine wirksame Therapie auswählen.  

Andere Ursachen oder Erkrankungen, die mit GBS-ähnlichen Symptomen einhergehen können und ausgeschlossen werden müssen:

  • Chronische entzündliche demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP)
  • Myasthenia gravis
  • Vaskulitis
  • Infektionen (z.B. Diphtherie, HIV, Borreliose)
  • Stoffwechsel- oder Elektrolytstörungen (z.B. Hypoglykämie, Hypothyreose, Porphyrie oder Kupfermangel)
  • Vitaminmangel (z.B. Vitamin B1, Vitamin B12)
  • Entzündung oder Infektion des Hirnstamms oder Rückenmarks (z.B. akute transversale Myelitis, Neuromyelitis optica oder Anti-MOG-assoziierte Störung, Sarkoidose, Sjögren)
  • Toxine (z.B. Lachgas, Drogen, Alkohol, Vitamin B6, Blei, Thallium, Arsen, Organophosphate, Glykol, Methanol, N-Hexan, Klebstoff)

Symptome

Verteilung / 
Beteiligung

Symptom-
verschlechterung

Beginn

Auftreten

Chronische inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP)

  • Motorisch und sensorisch
  • Symmetrisch
  • Arme und Beine
  • Mind. 8 Wochen
  • Akuter oder schleichender Beginn
  • Auslöser unklar

Guillain-Barré-Syndrom 
(GBS)

  • Motorisch und sensorisch
  • Schluckbeschwerden und Ateminsuffizienz
  • Symmetrisch
  • Arme und Beine
  • regionale Körperregionen autonomes Nervensystem

Ca. 4 Wochen

Akuter Beginn

Oft nach Infektionen oder Operationen

Multifokale motorische Neuropathie (MMN)

Rein motorisch

  • Asymmetrisch
  • Hände und Füße

Langsam fortschreitend

Schleichender Beginn

Auslöser unklar

Mehr Informationen zu CIDP finden Sie hier:

Mehr Informationen zu MMN finden Sie hier:

C-APROM/DE/IG/0058